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Tungal, Genossin Kind.

Tungal, Genossin Kind.

Tungal, Leelo; Genossin Kind. Aus dem Estnischen von Cornelius Hasselblatt, Lüneburg 2021 655 S., Ppbd., neuwertig!

– Mit den Augen des Kindes von damals lässt die Autorin einen Teil ihrer Kindheit Revue passieren: Als ihre Mutter von bewaffneten, russisch sprechenden Männern in schwarzen Ledermänteln abgeholt wird, verspricht diese, bald zurück zu sein, wenn die kleine Leelo brav ist. Da sich die Rückkehr der Mutter immer weiter hinzieht, nagt es in der kleinen Leelo, inwieweit sie für die Situation selbst verantwortlich ist. Hin- und hergerissen zwischen der Abneigung gegenüber allem Russischen und der Anziehungskraft der Sowjetpropaganda, wächst sie trotz allem wohlbehalten bei ihrem Vater, Großeltern, Tanten und Kindermädchen auf. Tungal versteht es, in einer faszinierenden Dichte ihre kindliche Lebenswelt im sowjetisch besetzten Estland der frühen 1950er Jahre wieder lebendig werden zu lassen.

Selbstsicher und neugierig ist die kleine Leelo, die bei ihrem alleinerziehenden und voll berufstätigen Vater das Jägerlatein der Jagdfreunde des Vaters hört oder, „zwischengeparkt“ bei Tante Anne, im Frisörsalon in die Welt der feinen Tallinner Damen hineinschnuppern darf. Der Horizont des kleinen Kindes präsentiert sich durch die Augen Leelos als grenzenloses Universum voller Eindrücke und Erlebnisse, in dem Magisches und Reales noch friedlich nebeneinander hergehen. Aber auch kindliche Furcht schafft sich Raum, diese verknüpft sich mit Erzählungen und dem Erlebten zu einer stereotypen Angst vor schwarzen Männern, die gelegentlich auftaucht, aber nie übermächtig wird. Schillernd erscheint die politische Dimension des Lebens, die die aufgeweckte Leelo schon im Vorschulalter wahrnimmt: Traditionelles Liedgut wird mit pseudosozialistischen Volten von Papa ins Festprogramm des Volkshauses geschummelt; Leelo selbst, über Radio und Kinderbücher zugleich kommunistisch sozialisiert, versteht früh, dass ihre Verwandten politisch betrachtet unsichere Kantonisten sind – wenn es darum geht, an einem warmen Sommertag ein Eis zu bekommen, scheut sie sich nicht, ihre Tante Maali mit ihrem Wissen über eine versteckte Uniform des Onkels aus der Vorkriegszeit zu erpressen.

Das Buch wurde im Rahmen einer Umfrage im Kultursender „Vikerradio“ am 30.01.2023 mit großem Abstand zum besten zwischen 1991 und 2022 erschienenen Buch gewählt.

Die Autorin:
Leelo Tungal, geboren 1947, ist eine der bekanntesten und beliebtesten Autorinnen Estlands. Die größte Bekanntheit haben ihre in über 100 Ausgaben erschienenen Gedichte erreicht, von denen viele vertont wurden und einige auf den estnischen Sängerfesten sowie beim Eurovision Song Contest aufgeführt worden sind. Ihr Hauptpublikum sind jedoch meist Kinder und Jugendliche, denen sie sich auch als Publizistin und als Mitarbeiterin des Tallinner Puppentheaters gewidmet hat. Selbst Mutter dreier Töchter und begeisterte Großmutter, schreibt sie heute für ein breiteres Publikum.

Der Übersetzer:
Cornelius Hasselblatt, geboren 1960, hat sich in vielfältiger Weise im Bereich des deutsch-estnischen Kulturtransfers verdient gemacht. U.a. als Professor für finnougrische Sprachen und Literaturen an der Universität Groningen hat er nicht nur breite Forschungen im Bereich des Wortschatzes und der Grammatik unternommen, sondern schon früh immer auch einen Fokus auf die Vermittlung finnougrischer Literatur gelegt. Davon zeugen neben Fachpublikationen insbesondere literarische Übersetzungen klassischer und zeitgenössischer Literatur, die uns – in stetig wachsender Zahl – teilhaben lassen an der estnischen Literatur.

EUR 23,-- 


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